Gedichtet, Gekrönt, Geschieden –
Wie Dorothea Fuhrken aus ihrer Zeit herausstach
„Frei will ich sein im Denken und im Dichten;
im Handeln schränkt die Welt genug uns ein“
– Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
verfasst von Shahinda El-Sayed
Auch Dorothea Fuhrken (1722-1775) wollte frei sein und ihren Traum davon eine große Dichterin zu werden, erfüllen. Mit viel Mut und einem starken Willen hat Dorothea es geschafft. Durch ihrer außergewöhnlichen Begabung zum Dichten konnte Dorothea viele von sich damals zu ihrer Zeit überzeugen und in Erinnerung bleiben. Heute kennen nur noch wenige ihren Namen, ihr Leben, Gedichte und welche wichtige Rolle sie für uns heute eigentlich spielen sollte.
Aber woran liegt das? Warum werden solche historische und weibliche Figuren wie Dorothea Fuhrken vergessen? Obwohl sie so viel beigetragen haben.
Zu Beginn ihres Lebens war Dorothea Fuhrken (geboren Haren) nur ein kleines Mädchen aus dem kleinen Flecken Neustadtgödens. Dieser Blog erzählt von Dorothea als junges und talentiertes Mädchen mit einer großen Begeisterung fürs Lesen, Reimen und Schreiben. Folgt ihr als junge Erwachsene, die mit 18 Jahre verheiratet wurde und sich später aus einer in ihren Augen gescheiterten Ehe befreite. Berichtet über sie als eine der wenigen bekannten gekrönten Poetinnen in Deutschland, Dorothea eroberte sich in die Welt des Dichtens als ihre eigene.
Weitere spannende Inhalte findet ihr auf der Seite von Katharina die Große, Maria von Jever, Fritz Levy und Emil Lang.
Dorotheas Lebensweg
Hier sind einmal die wichtigsten Ereignisse in Dorotheas Leben für euch zusammengefasst.
Einzelne Lebensabschnitte werdet ihr auch in verschiedenen Formaten auf unserem Blog wiederfinden.
Viel Spaß beim Entdecken.
Herkunft und Bühne einer Dichterikone
verfasst von Shahinda El-Sayed
Dorothea Fuhrken ist in kleinbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen, ihr Vater Wiembcke Haren führte ein kleines Geschäft in Neustadtgödens, wo er Kräuterwaren verkaufte. Obwohl Dorotheas Mutter Eberhardine Sophie Cadovius die Tochter eines bekannten Pastors war, zog es Dorothea nicht zur Theologie, sondern zur Literatur und zum Dichten.
Trotz der wenigen Möglichkeiten, die es damals in Neustadtgödens gab, war Dorothea in der Lage, auf eigenen Weg für sich selbst sehr viel zu entdecken und zu lernen. Vor allem nahm sie einiges auf dem Weg für ihr Leben aus ihrer Heimat mit. Schon zur Zeit von Dorotheas Geburt war die Gemeinde von Neustadtgödens aufgrund ihrer vielen verschiedenen Glaubensgemeinschaften eine Seltenheit.
Mit dem kleinen ostfriesischen Flecken verbindet Dorothea Fuhrken sehr viel. Wir waren da und wurden durch die Straßen, die Dorothea früher auf dem Weg zu ihrer Schule, Kirche und zu Hause durchquerte, geführt. Wir wurden auf der Suche nach Dorotheas Spuren vom Expertem Herrn S. Horschitz durch Neustadtgödens begleitet und haben dabei viel über Dorothea und ihre Herkunft erfahren.
Neustadtgödens
verfasst von Shahinda El-Sayed
Neustadtgödens ist ein Ortsteil der Gemeinde Sande im Landkreis Friesland in Niedersachsen.
Geschichte
Neustadtgödens war ein kleiner, aber wichtiger ostfriesischer Handelsort, der südlich an Oldenburg angrenzt und einzigartig in seinen Merkmalen ist. jedes Gebäude erzählt eine Geschichte und ist mit einer Flagge gekennzeichnet, um darauf hinzuweisen, für was das Gebäude früher mal genutzt wurde. Beispielsweise finden sich in Neustadtgödens auf kleiner Fläche verteilt, gleich fünf Gotteshäuser in engster Nachbarschaft, was eine starke Glaubenstoleranz und Gemeinschaft der Gemeinde wiederspiegelt.
Habt ihr Lust auf weitere Einblicke in die Heimat von Dorothea Fuhrken? Dann schaut gerne unter der Kategorie „Mitmachen“ nach. Dort haben wir ein Bilderbuch zum Mitmachen für euch.
Kleiner Ort, große Träume
Dorothea Fuhrken – Die Qual der Wahl
verfasst von Natalie Heß
Einsam, außergewöhnlich und bizarr. Die bittere Realität einer aufstrebenden Dichterin aus einfachen Verhältnissen, die sich nichts sehnlicher wünscht als unter ihresgleichen zu sein.
Dorothea Fuhrken galt zu ihrer Zeit als „Merkwürdiges Geschöpf“. Eine junge Frau, die dichtete, sich emanzipierte und sogar zur kaiserlich gekrönten Poetin ernannt wurde, statt in der Küche zu kochen? Und das alles im 18. Jahrhundert? Unvorstellbar!
Doch sie schaffte das Unmögliche. Aufgewachsen in ihrer kleinen ländlichen Heimat Neustadt-Gödens schaufelte sie sich eine Zukunft als Dichterin frei. Dennoch war dies nicht so leicht wie wir uns es heutzutage vorstellen. Dorothea Fuhrken (geb. Haren) wuchs in einer Kaufmanns Familie auf und somit stand ihr weiteres Leben eigentlich schon fest. Geboren als Kaufmannstochter gestorben als Ehefrau, Hausfrau und Mutter. So wie viele andere Frauen ihrer Zeit.
Jedoch nahm sie ihre Lebensführung schon in jungen Jahren selbst in die Hand. Zu ihrer Schulzeit entwickelte sie ein großes Interesse daran sich mehr Wissen anzueignen, als es ihr eigentlich zustand. So vermutet der Historiker Enno Hedenscheid Privatunterricht bei ihrem Pastor Günther Tieffenbruch bekam, der ebenfalls ein Freund ihrer Familie war. Dieser lehrte sie und ermöglichte ihr den Zugang zu seiner Bibliothek: Die Geburtsstätte ihrer Karriere als Dichterin.
Du möchtest dich auch mal im Dichten ausprobieren? Unten auf unserer Webseite findest du ein Gedicht von Dorothea, bei dem sich einige Lücken eingeschlichen haben. Klicke auf folgenden Link und lass deiner Kreativität freien Lauf. Wenn du dich weiter über emanzipierte Frauen der Geschichte informieren möchtest, gibt es auf der Seite von Maria von Jever noch vieles zur Bildung der Frau zu entdecken.
Dorotheas Krönung
Endlich unter meinesgleichen – Dorotheas wichtigster Tag
verfasst von Natalie Heß
Das wohl Bedeutendste im Leben eines Dichtenden ist es die eigenen Gedichte anderen vortragen zu können und eine Rückmeldung für eigene Arbeit zu bekommen. Sei es sowohl positiv als auch negativ. Dorothea hatte zum Start ihrer Karriere nicht immer Unterstützung. Vor allem ihr eigener Ehemann war nicht begeistert von ihrem unüblichen Hobby. So habe er ihr wohlgesagt, dass sie immer weiterschreiben solle, damit er mehr Papier zum Einwickeln habe.
Im Gegensatz zu ihm, gab es auch Menschen, die Gefallen an Dorotheas Gedichten fanden. Oftmals waren es sogar Mitglieder der höheren Schicht. Dorothea machte sich mit der Zeit einen Namen und gewann immer mehr Leser. Und so kam es, dass sie am 29.Dezember 1750 von der Universität zu Göttingen zur kaiserlich gekrönten Poetin ernannt wurde.
Die eigentliche Krönung habe laut Enno Hegenscheid ungefähr einen Monat später am 28.Januar 1751 auf dem Schloss Varel stattgefunden. An diesem Tag habe Dorothea wohl zum ersten Mal ihr kleines Dorf verlassen und konnte, wie sie sich sehnlichst wünschte, unter ihresgleichen sein. Endlich hatte sie die Möglichkeit sich mit anderen Menschen, die ihren Bildungsstand teilten, zu unterhalten.
Falls dich noch mehr Helden der Geschichte interessieren, die sich ihren Weg erkämpft haben, dann Besuch doch mal die Seite von Fritz Levy oder Emil Lang. Dort gibt es noch vieles zum Thema Selbstverwirklichung und Glauben an einen selbst.
“Die Vorstellung des Todes”
von Dorothea Fuhrken
verfasst von Shahinda El-Sayed
Die Gedichte von Dorothea Fuhrken sind in den letzten Jahrhunderten großenteils abhandengekommen. Dennoch lassen sich noch einige Gedichte, die für bestimmte Anlässe verfasst wurden, finden, z. B. für eine Trauerfeier, Auszeichnung und für Feiertage. Eine auffällige Besonderheit zu Dorotheas Gedichten ist, dass sie aus einer hauptsächlich plattdeutschen sprechenden Gemeinde kommt, aber ihre Gedichte alle in Hochdeutsch verfasst hat, was natürlich damals nur in gebildeten Kreisen üblich war.
Heutzutage lassen sich von Dorothea Fuhrken noch insgesamt: fünf gedrückte sogenannte Gelegenheitsgedichte, ein poetisches Sendschreiben, eine unvollständige „Probe“ eines Trauergedichts und noch weitere handschriftliche überlieferte Gelegenheitsgedichte finden. Dorothea war dafür bekannt, dass ihre Gedichte ein Ausdruck für Selbstverständnis und für Individualismus sind. Außerdem war Dorothea eine Besonderheit dafür, das sie vieles immer anders versuchte zu beschreiben bzw. formulieren als andere. Dorotheas Gedichte thematisieren die Ehe, Politik, Tod und Ansehen zu erstreben, aber auch von starker Verzweiflung.
Zu dem Gedicht „Die Vorstellung des Todes“ von Dorothea Fuhrken hat der Experte für deutsche Literatur und Germanistik, Herr W. Menke für uns einen Kommentar und eine kleine Gedichtinterpretation verfasst:
„Nach meinem ersten Eindruck bewegt sich ihre Dichtung ganz im Rahmen der späten Barockzeit; sie verwendet in mehreren Gedichten als Versmaß den Alexandriner, der in der Epoche des Barock sehr beliebt war(…). So gebraucht sie in dem Gedicht (Die Vorstellung des Todes) den paar-gereimten heroischen Alexandriner.
Die Ideenwelt dieses Gedichts ist typisch für die Barockepoche(…). Die Grundidee dieses Gedichts ist, dass der Tod willkommen ist, weil er den Geist (die Seele) befreit aus der Gefangenschaft des Körpers (der aus Erde, Staub gemacht ist) zur ewigen Existenz bei Gott. Der Todestag wird so positiv besetzt und kann als „angenehme Zeit“ gelten“
Vers 15 f.: Du letzter Lebenstag!/du angenehme Zeit! Die mich einst führen, wird/zur langen Ewigkeit.
„Der Schluss des Gedichtes feiert diese Befreiung des Geistes“:
Und endlich, wie ihn [= den Geist] nicht/die Furcht des Wechsels störet. Weil seine Ewigkeit/ohne alles Ende währet.
„Natürlich wirken Sprache und Stil, aber auch die Gedankenwelt solcher Gedichte heute auf viele Menschen antiquiert, wenn man sich mit der Epoche näher beschäftigt, kann man sie aber meines Erachtens auf sich wirken lassen und ihnen durchaus noch etwas positives abgewinnen.“
Unserer Meinung nach war Dorothea Fuhrken eine sehr mutige Frau, die das 18. Jahrhundert mit ihren Ideen und Gedichten
geprägt hat. Zudem revolutionierte sie die Geschichte der deutschen Literatur und gilt bis heute als ein starkes Vorbild. Dadurch das Dorothea an sich selbst immer glaubte und weiter dichtete, würde sie immer gefragter. Ihre Gedichte schafften es bis hin in die höheren Kreise gelesen zu werden.
So das Dorothea gelegentlich zu besonderen Anlässen oder Trauerfeiern gebeten wurde, etwas zu schreiben und vorzutragen.
Aus dem Kommentar von Herrn Menke lässt sich schließen, das Dorothea es sogar schaffte, den Tod mit ihren Gedichten etwas Schönes und Friedlichen zu verleihen, wodurch sie ihrer Zeit eindeutig voraus war.
Wer sich selbst einen Eindruck von Dorotheas Gedicht „Die Vorstellung des Todes“ verschaffen möchte, kann unten in der ursprünglichen veröffentlichten Verfassung lesen und vielleicht auch einen Kommentar auf unseren Social Media-Kanälen mit dem #BildungMachtStark hinterlassen.
Hier ist eine PDF mit dem Gedicht, welches von Herrn Menke analysiert wurde:
Kleiner Reiseführer in die Vergangenheit
Text von Shahinda El-Sayed und Illustrationen von Luisa Kuhl
In diesem Fotoalbum nimmt Dorothea Fuhrken euch mit auf eine kleine, aber informative Reise durch das heutige Neustadtgödens. Dabei erfahrt ihr Wissenswertes und Informatives über Neustadtgödens damals und heute.
Das vollständige Fotobuch findet ihr hier.
Falls euch das Fotoalbum über Dorotheas Geburtsort gefallen hat, dann habt auch ihr hier die Möglichkeit, kreativ zu sein. Lasst euch von Dorothea inspirieren und nehmt sie mit in eure Heimatstadt. Haltet gemeinsam mit Dorothea die Sehenswürdigkeiten eurer Stadt in einem Foto fest und postet das auf Instagram, damit auch ihr als Reiseführer mit Dorothea auf eine Reise gehen könnt.
Zeigt uns eure Bilder mit dem Hashtag #DorotheaAufTour.
Hier ist eine PDF mit Dorothea zum Ausschneiden:
Ihr wollt noch mehr über starke und mutige Frauen erfahren? Auf der Seite von Katharina die Große findet ihr noch ein Video darüber, was sie so stark und mutig machte.
Dichten wie Dorothea
Erschaffe dein erstes eigenes Meisterwerk
verfasst von Natalie Heß
Das Dichten war für Dorothea eine Möglichkeit ihrem trostlosen Alltag zu entfliehen und sich in der Welt ihrer Fanatsie auszutoben. Wir möchten dir auch die Möglichkeit bieten deiner Kreativität freien Lauf zu lassen.
Unten findest du einen Ausschnitt aus einem von Dorotheas Gedichten. Finde passende Wörter, die man in die Lücken einsetzen kann. Mach das Gedicht zu deinem eigenen und erwecke dein schlummerndes Dichtertalent.
Der folgende Gedichtsauszug des Trauergedichts „Weiland Freiherrn, nachherigen Graf Anton Franz von Wedel, bei dem Absterben seiner ersten Gemahlin(…)“ nennt sich Gelegenheitsgedicht. Solche Gedichte wurden zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Feiertagen oder aber auch zu Trauerfeiern geschrieben. Sie dienen dazu Freunde, Kollegen oder Verwandte zu „besingen“. Vielleicht kennst du auch jemanden, dem du dein Gedicht widmen kannst.
PDF des Lückentexts zum Runterladen:
Lückentext
PDF des Originals:
Originalgedicht
Dir ist der Lückentext noch nicht genug? Auf der Seite von Emil Lang, Fritz Levy, Maria von Jever und Katharina die Große findest du noch spannende Videos, Podcasts und vieles mehr.
Podcast – Dorothea Fuhrken, die Dichterin
von Lisa Voß und Luisa Kuhl
Dorothea Fuhrken: Eine besondere und starke Frau, von der du bestimmt noch nie etwas gehört hast, oder? Warum wurde sie von der Geschichtsschreibung vergessen und ist sie mit diesem Schicksal alleine? Mit diesem Thema beschäftigen sich Luisa und Lisa in dieser Podcast Episode.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von w.soundcloud.com zu laden.
DRAW MY LIFE – Dorothea Fuhrken
von Annika Knoke und Emily Jeschin
Wenn dir Videos anschauen mehr Spaß macht als lesen, kannst du dir auch gerne das Leben unserer Dichterin zusammengefasst in einem Draw My Life ansehen. Viel Spaß dabei!
Dorothea Fuhrken – Bildung macht stark
von Alina Steckhan
Dorotheas Bildungsweg und ihr Aufstieg zur Dichterin waren für damalige Verhältnisse etwas sehr Besonderes.
Wie ihre Möglichkeiten zur Weiterbildung damals aussahen und wie sie zum Dichten kam, das finden wir zusammen in diesem Video heraus:
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