Als Soldat im Schützengraben bangt Emil Lang um sein Leben. 15 Jahre später bringt er Kindern Lesen und Schreiben bei – rücksichtsvoll und ohne Gewalt. Für die damalige Zeit etwas besonderes.
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Emil Lang – Schulzimmer statt Schlachtfeld und Lagerbaracke
Mitten in der Lehrerausbildung flattert der gefürchtete Einberufungsbescheid ins Haus. Es folgen Fronteinsatz, Kriegsgefangenschaft und Wiederaufbau. Wie es Emil Lang dennoch gelingt, seine Träume zu leben.
Immer wenn der Lehrer den Rohrstock zückt, wissen die Schüler bereits, was ihnen blühen könnte. Die Jungen bekommen Schläge auf den Hosenboden, die Mädchen auf die Finger der linken Hand, damit sie mit der rechten Hand weiterhin schreiben konnten. Die meisten Kinder in der heutigen Zeit können sich die damaligen Strafen in der Schule wohl kaum noch vorstellen, die in der Nachkriegszeit noch gang und gäbe sind. Denn die Erziehungsmethoden im Schulsystem haben sich mit der Zeit entwickelt und verändert.
Unüblich in der Zeit um 1950 sind jedoch Lehrer, die diese Form der Erziehung ablehnen. Einer von ihnen ist Emil Lang, ein Reformpädagoge aus Bohlenbergerfeld bei Zetel. Lang ist strikt gegen physische sowie psychische Gewalt. Sowohl in der Schule als auch zuhause bei seinen eigenen Kindern. Als Reformpädagoge fordert er Chancengleichheit und eine individuelle Förderung der Kinder.
Im Jahr 1914 geboren, ist er 25 Jahre alt, als der Krieg beginnt. Er muss seine angefangene Lehrerausbildung unterbrechen und an der Front kämpfen, an der er in Gefangenschaft genommen wird. 1948 kommt Emil Lang aus dem Kriegsgefangenenlager in Sibirien und schließt ein paar Jahre danach seine zweite Lehrerprüfung in Bohlenbergerfeld erfolgreich ab.
Seine Karriere als Lehrer beginnt. Ab dem Jahr 1957 wird er sogar Schulleiter in der Nähe von Bremerhaven. Später kommt er wieder zurück nach Bohlenberge und wird nach der Schließung der Dorfschule bis 1979 Rektor an einer Grundschule in Zetel. Im selben Jahr wird er dann mit 65 Jahren pensioniert.
2007 stirbt Emil Lang. Ein kleines Schild an der Eiche auf dem Grundstück des Schulmuseums Bohlenbergerfeld, die er selbst zur Geburt seines Sohnes Klaus gepflanzt hat, erinnert noch heute an ihn.
Verfasst von: Antonia Freudenberg
Sein Traum Lehrer zu werden rückt plötzlich in weite Ferne. Er muss im Krieg kämpfen und ist lange Zeit in russischer Gefangenschaft. Der Krieg hat viele verändert. Auch Emil Lang?
Der Zweite Weltkrieg hat die Träume und Wünsche vieler Menschen unmöglich gemacht. So auch den von Emil Lang, zumindest erstmal. Denn Emil Lang befindet sich gerade in seiner Lehrerausbildung, als er für den Krieg einberufen wird. Statt Kindern Lesen und Schreiben beizubringen, kämpft er an der russischen Front.
Im Jahr 1948 kehrt er aus der sibirischen Kriegsgefangenschaft zurück und arbeitet zunächst in einer Raffinerie in der Nähe von Lüneburg, bis seine Gesundheit das nicht weiter zulässt. Bis 1950 hält sich Lang dann mit Blaubeerleese über Wasser.
Emil Lang kommt zurück in Zetel
Erst dann bekommt er die Möglichkeit, trotz unabgeschlossener Lehrerausbildung, als Quereinsteiger in der Schule in Zetel zu unterrichten. Dort lernt er Fritz Schild kennen. Fritz Schild ist zu dieser Zeit Schulleiter der Schule und beschließt Emil Lang auf seinem Weg zu unterstützen. Schild bietet Lang an, mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen zu ihm und seiner Familie in die Schule zu ziehen. In dieser Zeit leben sie mit vier Erwachsenen und sieben Kindern in einem kleinen Bereich der Dorfschule. „Ich weiß bis heute nicht, wie Fritz Schild das geschafft hat und wo seine Kinder geschlafen haben, aber es hat funktioniert“, erinnert sich Klaus Lang, Emil Langs Sohn, an die Zeit zurück. Klaus Lang führt regelmäßig historische Schulstunden an der ehemaligen Schule seines Vaters durch und ist somit seinem alten zuhause weiterhin stark verbunden.
In Zetel werden in einer Klasse 60-80 Kinder gleichzeitig unterrichtet. Emil Lang setzt trotz seiner gesundheitlichen Probleme und seiner Vollzeitstelle als Lehrer seine Ausbildung fort, die er vor dem Krieg begonnen hat und bildet sich weiter, um später Schulleiter werden zu können. Er habe Nächte lang in der Schule gesessen und sich selbst in den Hintern treten müssen, um diesen Weg zu gehen. Eines Tages habe ihn Fritz Schild mitgenommen und ihn beim Lernen unterstützt, erzählt Klaus Lang. Schild bietet Emil Lang an, seine Bibliothek zu nutzen und ihm beim Lernen zur Seite zu stehen. Zwischen den beiden entsteht eine enge Freundschaft und zurückblickend lässt sich wohl sagen, dass Fritz Schild einer der wichtigsten Wegbegleiter auf Emil Langs Weg zum Schulleiter ist.
Der nahbare Lehrer von nebenan
Emil Lang schließt seine Ausbildung ab und arbeitet von 1957 bis 1962 als Schulleiter in Bremerhaven, ehe er von dort abgeworben wird und es ihn und seine Familie wieder zurück nach Bohlenbergerfeld zieht, um dort die Schule zu leiten. Klaus Lang beschreibt die Rückkehr als „das Beste, was uns passieren konnte“, da die Familie dort zuhause gewesen sei. Die Familie kennt dort jeden und sein Sohn beschreibt Emil Lang als eine „offene Person, die sich in die Dorfgemeinschaft eingebracht hat“. Die Gemeinde renoviert das Schulhaus nach Emil Langs Wünschen und auch der angrenzende Schulgarten wird seitdem von der Familie bewirtschaftet. „Der Garten bedeutete für ihn Wohlstand. Dieser hat ausgereicht für ihn“, berichtet Klaus Lang über seinen Vater. Zu den anderen Menschen im Dorf hat Emil Lang ein gutes Verhältnis. Er teilt sich mit seinem Nachbarn das Fleisch und auch der Pastor kommt regelmäßig zu Besuch, wie sein Sohn weiter berichtet. Zudem hilft Emil Lang auch auf den Feldern bei der Ernte mit: „Er war sich dafür nicht zu schade.“ Bis zum Jahr 1979 ist er Rektor an der Grundschule in Zetel, ehe er mit 65 Jahren pensioniert wird.
Emil Lang muss mehr als einmal im Leben Rückschläge verkraften. Nichtsdestotrotz hat er es dank seines starken Charakters, mit viel Arbeit und Einsatzeifer geschafft, aus schwierigen Verhältnissen heraus, sein Standing im Dorf zu erarbeiten.
Verfasst von: Felix Strickmann