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Zarin von Russland – Prinzessin von Anhalt-Zerbst

Katharina II.

Katharina – Gefangen in gesellschaftlichen Normen

Über 32 Millionen Googleeinträge und das mehr als 200 Jahre nach ihrem Tod. Für die einen ist Katharina die Große eine starke Feministin, für die anderen eine rücksichtslose und machtgierige Tyrannin, die auch vor Mord nicht zurückschreckt.
Worauf wartest du? Bilde dir doch deine eigene Meinung über die Person, die hinter dem eindrucksvollen Namen “Katharina die Große” steht! Wir nehmen dich auf spielerische, humorvolle aber auch informative Art und Weise mit auf eine Reise durch Raum und Zeit.

„Katharina die Große“, den Namen hast du doch sicherlich schonmal gehört. Hab ich recht?
Sie war aber nicht nur Herrscherin von Russland, sie lebte auch eine Zeit im Schloss von Jever. Wenn du aus Norddeutschland kommst, dann ist Jever sicherlich ein Begriff für dich.

Welchen Zusammenhang eine so große Herrscherin nun mit einem kleinen Ort wie Jever hat und warum heute noch Gemälde aus ihrer Zeit im Schloss hängen, das erfährst du hier.

Das 18. Jahrhundert: Frauen kommen an die Spitze

Russland im 18. Jahrhundert: Diese Zeit zeichnet sich besonders darin aus, dass vor allem Frauen sich an der Spitze der Macht positionierten.
Sowohl zuvor, als auch in der Folgezeit sollten weibliche Herrscherfiguren nie wieder über einen so langen Zeitraum die höchste Machtposition im Reich innehaben. Was ist das also, dass die Zeit um 1700 zu einer so weiblich dominierten Zeit machte und wer waren die Akteure?

Wenn es um das 18. Jahrhundert geht, ist ein Name im russischen Zarenreich unumgänglich. Katharina II., genannt Katharina die Große. Alleine dadurch macht sie sich quasi unsterblich, da sie in der Geschichte die einzige Herrscherin ist, welche den Beinamen „die Große“ erhielt. Was aber verlieh ihr die Stärke in einer ansonsten männlich dominierten Welt, die Oberhand zu gewinnen und an die Spitze zu gelangen? Ausnahme? Charme? Attraktivität? Oder vielleicht doch einfach Können?

Um Katharina die Große besser verstehen zu können; ist es wichtig, ihrer Persönlichkeit und ihrem Gemüt näher auf Schliche zu kommen. Wir wollen verstehen, was eine Person stark und zugleich so mutig macht …

Eine Reise ins Ungewisse

Du hast mit 14 Jahren wahrscheinlich bei deinen Eltern gewohnt, die Gegend unsicher gemacht, deinen ersten Freund gehabt und das erste richtige Handy bekommen?

Katharina, damals noch Sophie Auguste Friederike Prinzessin von Anhalt-Zerbst, reist mit 14 Jahren bereits über 7 Wochen mit ihrer Mutter Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf mit der Kutsche von Polen nach Russland, um dort ihren Cousin, Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf zu heiraten.

Zarin Elisabeth, Peters Tante, war auf der Suche nach einer jungen, besonders intelligenten Braut für Peter gewesen. Peter selbst gilt als sehr infantil und spricht bei der ersten Begegnung mit Katharina fast nur über Spielzeug und Soldaten. Da feststeht, dass Peter der Thronfolger sein soll, will Kaiserin Elisabeth eine Frau an seiner Seite sehen, die mit ihren Eigenschaften Peters Infantilität ausgleicht.

Zum reinhören: Katharina die Große, die Mächtige

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Die Strapazen auf dem Weg zur Macht

Mit 14 Jahren zwangsverheiratet

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Katharina selbst bezeichnete ihre Kindheit als durchaus uninteressant. Verglichen mit dem Rest ihres Lebens, wirken die ersten zehn Jahre durchaus ruhig, fast schon langweilig. Mit zehn Jahren trifft die spätere Kaiserin im Eutiner Schloss erstmals auf ihren zukünftigen Ehemann, den ihre Familie für sie ausgesucht hat. Es ist ihr Cousin zweiten Grades, Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorp. Er ist von seiner Tante Elisabeth, der Zarin von Russland, zu ihrem Nachfolger ernannt worden. Mit der Hochzeit von Katharina und Peter soll die Verbundenheit der russischen Monarchie mit Preußen gestärkt werden.

Starke Feministin oder machtgierige Tyrannin


Dass Katharina die Große das 18. Jahrhundert sehr stark prägte, da sind wir uns einig. Die Meinungen über sie sind auch heute noch sehr gespalten. Die einen sehen sie als Zarin, die ein hemmungsloses Sexleben hatte und viele Affären pflegte oder als machtbesessene Tyrannin, die ihren Mann umbrachte.
Andere sehen sie als aufgeklärte Herrscherin, die im Pugatschow-Aufstand die Todeszahlen drastisch reduzierte, sich gegen gesellschaftliche Vorurteile auflehnte, und damit den Feminismus antrieb.

Wie man es auch sehen mag, für Katharina war es definitiv kein leichter Weg bis dahin …

Ein Ehemann, der mit Zinnsoldaten spielt


Am Tag der Heiligen Peter und Paul trat Katharina, zu dem Zeitpunkt noch Sophie, in Moskau feierlich vom evangelisch-lutherischen zum orthodoxen Glauben über und erlernte beachtlich schnell die russische Sprache.

Am 19. Juni 1744 fand die Verlobung von Peter und Prinzessin Sophie statt.
Der Name, den Prinzessin Sophie zu ihrer Geburt von ihrem Eltern erhielt, sollte nun nicht länger ihrer sein. Kaiserin Elisabeth erlaubte sich, im Zuge der Hochzeit Sophie in Jekaterina beziehungsweise Katharina umzubenennen.

Rund ein Jahr nach der Verlobung fand die Hochzeit statt

Eine heutige Hochzeit dauert in den meisten Fällen gerade mal einen bis zwei Tage. Die Hochzeitsfeierlichkeiten von Prinzessin Sophie und Thronfolger Peter aber dauerten 10 Tage an.

Doch was hatte die damals 15-Jährige sich bloß unter Ehe vorgestellt? Jedenfalls bestimmt nicht das, was daraus wurde …

In der ersten Hochzeitsnacht wurde klar, dass der Großfürst Peter wenig Interesse an der jungen intelligenten Dame hatte, die er nun seine Frau nannte. Während sie im Schlafgemach wartete, soll er lieber weitergefeiert haben. Großfürst Peter kehrte sehr spät, betrunken zurück. Sie teilten zwar das Bett miteinander, hatten jedoch nichts füreinander übrig.

Auch über Katharina erfährt man in Schriftstücken, dass sie weniger an Peter, mehr jedoch an dem russischen Thron interessiert war.

Große Interessenunterschiede prägten die Ehe des Großfürsten und der Großfürstin …

„… er (der Großfürst) war mir, angesichts seiner Veranlagung, ziemlich gleichgültig, nicht aber die russische Krone.“

Katharina lernte reiten, um sich von der Tristheit ihrer Ehe abzulenken. Sie interessierte sich früh für die Vorgänge am Hof und war stets informiert über die dortigen Geschehnisse. Sie musizierte gerne und las viel. Außerdem lag ihr viel daran, über die Politik Bescheid zu wissen. Sie besuchte jeden russisch-orthodoxen Gottesdienst.
Ihr infantiler Ehemann hingegen beschäftigte sich im Gegenzug dazu vermehrt mit dem Militär. Auch in seiner Freizeit spielte er mit Spielzeugsoldaten. Er verehrte Preußen und trug häufig eine preußische Uniform. Damit zog er sich den Unwillen seiner Tante, der Kaiserin Elisabeth, zu, welche eine tiefe Abneigung gegen Preußen verspürte.

Stets galt die Erwartungshaltung an Katharina und Peter, Nachkommen für den Hof zu zeugen. Jedoch waren die beiden so desinteressiert aneinander, dass sie sich komplett verloren hatten.

Der Sohn, den sie nie wieder sah

1752 gab Katharina sich erstmals einem Mann hin. Dieser war jedoch nicht Peter, sondern Sergej Saltykow, der Gatte einer Hofdame Katharinas. Von ihm bekam Katharina 1754 einen Sohn, der Paul genannt wurde. Weil Peter sich sein Versagen als Ehemann nicht eingestehen wollte, sagte er nie etwas davon, dass Paul nicht sein leiblicher Sohn sei. Kaiserin Elisabeth riss Katharinas Sohn sofort an sich und kümmerte sich Tag und Nacht um diesen.

Obwohl Katharina vor Kaiserin Elisabeth mehrfach in Tränen ausgebrochen war, gewährte diese ihr nicht, ihren eigenen Sohn zu sehen.
Auch den leiblichen Kindsvater, welcher ihr tiefe Liebe geschworen hatte, verlor sie. Dieser vergnügte sich lieber mit anderen Frauen.

Eine kleine Revolution

Schon in ihrer Jugend ist Katharina begeistert von Literatur und Sprache. Sie lernte viel und ist sehr belesen. In ihrer Ehe mit Peter erlernt sie schnell die russische Sprache und findet ihr Interesse für Märchen und vor allem die Aufklärung. Während ihrer Regierungszeit revolutioniert sie das russische Bildungssystem. Es ist ihr wichtig Bildung zugänglich zu machen. Ab 1764 veranlasst sie die Gründung der ersten Volkshochschulen. Der Zugang war kostenlos und freiwillig. Bis zum Ende ihrer Regierungszeit gibt es in allen russischen Bezirksstätten eine Volkshochschule und in jeder Provinz ein Gymnasium. Davon ausgeschlossen ist lediglich die Provinz Kaukasu.

Ein Charakter der die Geschichte prägt

Mord am eigenen Mann oder reine Spekulation?


Bereits als die Kaiserin im Sterben liegt, fängt der Kampf über die Machtübernahme an. Nach dem Tod der Kaiserin Elisabeth übernimmt Peter dann die Führung des russischen Reiches und ist entschlossen seine preußisch geprägten Ziele umzusetzen. Während dieser Zeit bangt Katharina die Große um ihr Leben. Schon lange haben Peter und sie sich aus den Augen verloren. Peter hat zu diesem Zeitpunkt eine Affäre und droht Katharina mit der Scheidung. Doch denkt sie nicht einmal daran, sich ihres Schicksals einfach hinzugeben. Peter stößt durch seine politischen Maßnahmen auf Widerstand der konservativen Kräfte des Landes. Das macht sich Katharina zu nutzen. Gemeinsam mit ihrer Affäre Orlow und dessen Brüdern bereitet sie über Monate einen Putsch vor. Es gelingt ihnen, die Garde auf ihre Seite zu ziehen. Gestützt auf die russische Armee gelingt es Katharina 1762 ihren Gatten vom russischen Thron zu stürzen. Damit aber noch nicht genug. Peter, der sich quasi widerstandslos ergibt, ist ihr noch immer ein Dorn im Auge. Einige Tage nach der Ernennung Katharinas als Zarin stirbt Peter III.

Hatte Katharina seine Ermordung angeordnet, oder war sie doch unbeteiligt?

Katharina streitet ab, Peters Ermordung veranlasst zu haben. Fest steht allerdings, dass Alexeji Orlow Peter ermordet hat. Das reicht ihr allerdings nicht. Ivan VI, der rechtliche Thronfolger, welcher sein Leben in Gefangenschaft verbringt, stellt ein Problem dar. Die Gefahr eines Putsches gegen Katharina die Große ist zu groß. Deswegen lässt sie ihn kurzerhand ermorden.

War Katharina also eine kaltblütige Mörderin oder verteidigte sie lediglich ihre Macht?

Letztlich bleibt auch diese Frage eine Ansichtssache. Allerdings ist es klar, dass sie vor nichts zurückschreckt, um ihren Willen zu erlangen und auch zu sichern. Um die Garde auf ihrer Seite zu wissen, schützt sie Orlow und nimmt den Ruf als Gattenmörderin in Kauf.

Idealistisch und Knallhart

„Ich wollte Russin sein, um von den Russen geliebt zu werden.“

Ein Ereignis in Katharinas Leben, das ihr sicherlich zugute kam, war die Hochzeit mit Großfürst Peter III. Das, was sie daraus machte, war jedoch ihr eigenes Vermächtnis.

Ein Aspekt, der Katharina definitiv zu einer sehr wichtigen Person in der Geschichte macht, ist, dass sie sich gegen die gesellschaftlichen Normen auflehnte. Sie hatte aus Russland eine Großmacht gemacht und sich damit jeglichen Respekt erkämpft.
Geboren wurde sie als Prinzessin einer unwichtigen deutschen Adelsfamilie und sie starb als Zarin von Russland nach 34 Jahren Amtszeit.

Katharina schaffte es, durch politisches Talent, diplomatisches Geschick, ihre Intelligenz und ihre Fähigkeit militärisch gut zu handeln, an der Macht zu bleiben. Ihre Politik war sehr vom Gedankengut der Aufklärung geprägt und Katharina ließ sich nicht davon unterkriegen, in der damaligen Zeit eine Frau zu sein.

«Sei gütig, menschlich, zugänglich, mitfühlend und freigiebig: Deine hohe Stellung soll dir nicht im Wege stehen, dich um die Armen und Niedrigen zu kümmern und dich in ihre Lage zu versetzen.»

Ihre Stellung hatte Katharina niemals dazu verleitet, überheblich oder übermäßig prunkvoll aufzutreten. Sie war eine aufgeklärte Regentin und verteidigte die Monarchie.

Katharina war für eine Frau in ihrem Zeitalter sehr selbstbestimmt. Die eigentliche Emanzipation der Frau begann erst im 19. Jahrhundert und doch finden wir in Katharinas Zeit als Herrscherin schon einige Aspekte wieder, die wir heute mit der Emanzipation verknüpfen können. Die Zarin hatte viele Liebhaber und war sexuell sehr aktiv. Dieses Verhalten von Frauen steht selbst heute noch stark in der Diskussion und es kann nicht abgestritten werden, dass eine Frau bei diesem Thema immer noch anders behandelt wird als die meisten Männer. Es scheint nicht zu den vorgegebenen Standards und Vorlieben unserer Gesellschaft zu passen. Doch Katharina lehnte sich vielseitig gegen diese Standards der Gesellschaft auf. Aus ihren Schriften ging jedoch auch hervor, dass sie hauptsächlich aus Interesse an der Macht, weniger aus Liebe, mit verschiedenen Liebhabern verkehrt hat.

Katharina die Große war idealistisch und knallhart. Vor allem auch durch ihr enormes politisches Wissen erkämpfte sie sich zu ihrer Zeit Respekt. Katharinas lange Regierungszeit und ihre politische Gerissenheit und Weitsicht brachten ihr den Titel „die Große“.

Kleine Frau, großer Eindruck


Oft wird die so vielfältige Person, Katharina die Große, heute auf ihre Affären und ihren Bezug zu Männern reduziert. Dabei war sie damals viel mehr als das. Ihre Gefolgsleute bewundern sie für Ihre Art. Gerade Zielstrebigkeit und Disziplin sind beeindruckend. Sie ist sehr belesen und gebildet und will diese Züge auch für alle zugänglich machen. Sie reformiert das russische Sozial- und Bildungssystem. Trotzdem ist sie auch gefürchtet, da sie zum Erhalt ihrer Macht vor nichts zurückschreckt. Heute bleibt von ihr neben dem etwas verqueren Bild der Affären auch eine starke und mutige Frau, welche sich in einer männerdominierten Welt Respekt verschaffen konnte.

Wie gelang ihr das?

Vor allem Katharinas Disziplin beeindruckte. Sie erlernt nach ihrer Verlobung schnell die russische Sprache und konvertiert zum orthodoxen Glauben. Mit ihrer gerissenen Politik verschafft sie sich Anerkennung. Vor allem die Vergrößerung des russischen Machtbereiches sorgt für Respekt bei den Männern.

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